bookmark_borderSprachpessimisten nehmen Vergangenheit als echten Bestandteil der Gegenwart wahr

Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum die Fortschrittsverweigerer von AfD und VDS („Verein Deutsche Sprache“) sich jetzt so über den neuen Duden aufregen. Zugegeben, ernst genommen habe ich beide noch nie, der VDS ist mir bislang auch nur mit ähnlich unsinnigen Forderungen wie die AfD aufgefallen.

Ausgerechnet die AfD jammert, dass der Mehrheit „ideologische“ Begriffe von „kleinen Gruppen“ verordnet würden. Das können sie als rechte Partei natürlich besonders gut einschätzen, schließlich haben sie selbst – teilweise durchaus erfolgreich – den ein oder anderen Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch eingebracht, der eindeutig ideologisch geprägt ist. Stichwort „Flüchtlingskrise“.

Der VDS liefert derweil einen der Klassiker ab und jammert, dass einzelne Personen „von oben herab“ entscheiden wollten, wie sich Sprache entwickelt und jammert, dass Leute „Gendersternchen und ähnliche Konstrukte echte Bestandteile der deutschen Sprache“ wahrnehmen würden. Dass das daran liegen könnte, dass es Leute gibt, die daran glauben, dass sich auch Sprache verändern kann und der Stand von vor hundert Jahren nicht zwingend ein für alle Zeiten perfektes Sprachbild definiert.

Fortschritt wird eh überbewertet.

(RP Online)

bookmark_borderKein Recht auf uneingeschränkte Bibliotheksnutzung in Corona-Zeiten

So hat das Verwaltungsgericht Gießen geurteilt (Az. 3 L 2412/20.GI):

Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts verletzten die Beschränkung der Nutzungsmöglichkeiten der Einrichtungen, die auf dem Hygiene- und Maßnahmenkonzept der JLU zur Eindämmung der Corona-Pandemie beruhen, den Antragsteller nicht in seinen Rechten verletzen.

(…)

Die Nutzung der Bibliothek des juristischen Fachbereichs sei grundsätzlich nur im Rahmen der tatsächlichen rechtlichen Nutzungsmöglichkeiten gegeben. Unter Wahrung der Abstandsregelungen und zum Gesundheitsschutz sei daher derzeit zulässigerweise nur eine beschränkte Anzahl von Plätzen vorhanden. Dass die Universität diese Plätze vorrangig den Examenskandidaten zur Verfügung stelle, verletze den Antragsteller, der Student im 2. Semester ist, nicht in seinem Recht auf Gleichbehandlung.

Pressemitteilung des VG Gießen v. 19.08.2020, zitiert nach juris

Geklagt hatte ein Jurastudent im zweiten Semester, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

(Juris)

bookmark_border#histoPOD: Commemorating the Holocaust

Die bpb hat einen Histo-Podcast gestartet, die ersten zwei Folgen beschäftigen sich mit dem Holocaust:

#histoPOD Folge 1: Commemorating the Holocaust – Israel. Gespräch zwischen der Journalisten Annika Brockschmidt mit Dr. Yael Granot-Bein, Direktor des Weiss-Livnat International MA Program in Holocaust Studies der Universität Haifa u.a. über die Frage, wie sich das Gedenken an den Holocaust in Israel im Laufe der Zeit verändert hat. (Englisch, ca. 30 Minuten)

#histoPOD Folge 2: Commemorating the Holocaust – Japan. Gespräch zwischen Annika Brockschmidt und Fumiko Ishioka, Direktorin des Tokyo Holocaust Education Resource Center., u.a. über die Frage, warum die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg vielschichtig ist und warum es in Japan keine einheitliche Erzählung dazu gibt. (Englisch ca. 30 Minuten)

Ich habe beide Folgen noch nicht gehört, klingt aber interessent. Nur einen Feed habe ich nicht gefunden, was das ganze zur Ansammlung von Audio-Dateien macht.

bookmark_borderGegen die Zerschlgung der SPK

In den letzten Wochen ist die Auflösung bzw. Aufteilung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz diskutiert worden. (Zeit.de, rbb)

Eine der wenigen Gegenstimmen, die ich gesehen habe ist ein Interview von Michael Knoche mit der ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina Weiss, drüben im Blog der Forschungsbibliothek Krekelborn.

Wollte ich einfach mal reingeworfen haben, ich habe keine Vorliebe für einen der Wege.

bookmark_borderDemokratische, neutrale Bibliotheken?

Zwei Beiträge aus BuB – Forum Bibliothek und Information, 71.2019:

bookmark_borderKein Schlussstrich!

Ergänzend zu gestern ein Kommentar von Frank Bräutigam zum Urteil gegen einen SS-Wachtmann im KZ Stutthof in der letzten Woche:

Zwei Jahre auf Bewährung. Er muss im hohen Alter nicht mehr ins Gefängnis. Aber die Opfer des Holocaust und ihre Hinterbliebenen haben einen Anspruch darauf, dass die Justiz heute keinen Schlussstrich zieht und ermittelt, solange es geht. Für diese Ermittlungen ist die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg ein sehr wichtiger Akteur. Mord und Beihilfe zum Mord verjähren nicht.

Frank Bräutigam: Kein Schlussstrich! tagesschau.de vom 23.07.2020

bookmark_borderWhy still remember?

Schon älter, aber immernoch aktuell:

gnaddrig erklärt, warum „irgendwann muss mal Schluss sein, wir tragen keine Schuld!“ in Bezug auf den Holocaust Unsinn ist und Gedenken und Aufarbeitung weiterhin wichtige Themen sind:

Es ist nicht Schluss, und es wird in absehbarer Zeit auch nicht Schluss sein mit den alten Geschichten. Und wann Schluss ist, haben nicht wir zu entscheiden. Wir können kein Ende verlangen, höchstens auf Vergebung hoffen, wobei Vergeben nicht gleich Vergessen ist.

gnaddrig: „Irgendwann muss doch mal Schluss sein!“ (21.04.2013)